Alanay Gel ist Azubi am BBW München, wo sie im 2. Lehrjahr die Ausbildung zur Schreinerin durchläuft. Seit November ist sie außerdem Landesschülersprecherin. Im Interview erzählt sie, wie es dazu kam, was sie vorhat und wie sie ihre Ausbildung und das Amt unter einen Hut bekommt.
Alanay, du wurdest im Oktober zur Bezirksschülersprecherin von Oberbayern und im November zur Landesschülersprecherin gewählt. Wie kam es dazu?
Anfang des Schuljahres wurde ich zur Schülersprecherin an der Berufsschule am BBW gewählt. Danach kam unser Vertrauenslehrer zu mir. Er hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, Bezirksschülersprecherin zu werden. Das klang sehr interessant und ich habe mich entschieden zu kandidieren. Bei der Versammlung war ich dann überrascht, wie viele sehr junge Leute dort waren. Ich war die einzige Erwachsene. Und dann wurde ich tatsächlich gewählt.
Ein paar Tage nach der Wahl habe ich eine Mail vom Vertrauenslehrer für die bayernweite Schülervertretung bekommen. Er fragte mich dann, ob ich Lust hätte, Landesschülersprecherin zu werden. Ich habe mir zwar kaum Chancen ausgerechnet, aber habe kandidiert. Und dann wurde ich fast einstimmig gewählt!
Was hat dich gereizt, eine solche Aufgabe zu übernehmen?
Mir sind viele Themen sehr wichtig, die bisher wenig Beachtung finden: Das Thema Diversity zum Beispiel, die Frage, wie wir mit queeren Menschen an unseren Schulen umgehen. Und gerade aus eigener Erfahrung weiß ich, dass an vielen Förderschulen Hilfsangebote für junge Menschen mit psychischen Problemen fehlen. Das habe ich am eigenen Leib erfahren. Das ist schade und das muss sich ändern.
Welche Aufgaben hast du nun als Bezirks- und Landesschülersprecherin übernommen?
Ich bin als Schülersprecherin für alle Förderschulen in Bayern zuständig. Ich habe einen Stellvertreter, mit ihm stimme ich mich ab, wer welche Termine wahrnimmt und wie wir bei einzelnen Themen vorgehen wollen. Er war letztes Jahr schon Landesschülersprecher und hat deshalb schon viel Erfahrung.
Wie teilt ihr euch in der Landesschülervertretung die Aufgaben auf?
Grundsätzlich gibt es für jede Schulart einen Landesschülersprecher bzw. eine Landesschülersprecherin und eine Stellvertretung. Sie kümmern sich um alles, was mit ihrer Schulart zu tun hat. Wir stimmen uns aber auch in der großen Runde ab und tauschen uns aus, z.B. bereiten wir Termine mit dem Kultusministerium gemeinsam vor und informieren uns gegenseitig, wenn wir Informationen zur Schulpolitik bekommen.
Im Dezember hattest du einen Termin bei Kultusministerin Anna Stolz. Wie lief der Termin ab? Konntest du deine Themen vorbringen?
Das war ein langer Termin in einer großen Runde mit Eltern und Lehrkräften. Ich habe gemerkt, dass viele wichtige Sachen schon angestoßen wurden. Aber die Umsetzung dauert oft sehr lange. Bei dem Termin habe ich aus meiner Sicht erzählt wie schwierig es z.B. ist, immer einen Dolmetscher organisieren zu müssen. Der Austausch war sehr gut und ich freue mich, dass es bald weitere solcher Termine geben wird.
Du bist am BBW München nicht nur Schülersprecherin, sondern auch Azubi in der Schreinerei. Was sagen denn deine Ausbilder zu deinem Engagement?
Ich glaube, meine Ausbilder sind stolz auf mich. Bisher hatten wir noch nie eine Landesschülersprecherin vom BBW München. Das finden auch meine Ausbilder toll. Sie sagen aber auch, dass ich mich auf die Ausbildung konzentrieren muss. Aber das ist für mich selbstverständlich: Die Ausbildung geht vor, ich will meine Prüfungen und dann meinen Abschluss schaffen. Beides unter einen Hut zu bekommen ist nicht leicht, aber ich schaffe das.
Hast du bei so vielen Aufgaben überhaupt noch Freizeit?
Die Ausbildung ist natürlich anstrengend und die Termine als Landesschülersprecherin dauern auch oft sehr lange. Aber mir machen diese Termine sehr viel Spaß und ich empfinde diese Ämter nicht als Belastung.
Kannst du dir nach diesem Start eine Zukunft in der Politik vorstellen?
Das ist schwer zu sagen. Ich denke, dass es nicht überall in der Politik so harmonisch läuft wie bei uns in der Landesschülervertretung. Und dann ist mir meine Gesundheit wichtiger, ich muss auch auf mich selbst aufpassen. Aber schauen wir mal, was in Zukunft kommt!