Am Anfang war es ein Metallgitter – 180 cm hoch und 80 cm breit. Für den ursprünglichen Zweck war es nicht mehr nutzbar, zum Entsorgen aber viel zu schade. Und so entwickelten die Metallbauer des Berufsbildungswerks München ein neues Produkt mit Zukunftspotential: Die mobile Pflanzenwand war geboren.
Das Grundprinzip ist denkbar einfach: Auf einer Europalette aus Kunststoff wird ein Trog aus Metall mit einer wasserdurchlässigen Bodenplatte verschraubt. Mittig erhebt sich besagtes Gitter – und schon lässt sich Erde einfüllen, Pflanzen einsetzen und das Gitter als Rankhilfe nutzen.
Aber wozu braucht es eine solche Pflanzenwand? Das Zauberwort heißt „Stadtbegrünung“. Immer mehr Kommunen wollen weg von den zugepflasterten Plätzen – oft Sünden der Vergangenheit. Im Sommer staut sich die Hitze dort, die Aufenthaltsqualität ist überschaubar. Ein Umbau ist mit hohen Kosten verbunden, viele Gemeinden sind aber knapp bei Kasse.
Für solche Fälle ist die Pflanzenwand eine einfache und günstige Möglichkeit, Farbtupfer zu setzen und das Mikroklima zu verbessern. Dank der Europalette als Basis lässt sie sich mit einem einfachen Hubwagen punktgenau absetzen und schnell wieder entfernen. Mehrere Pflanzenwände lassen sich zu grünen Oasen im Stadtbild gruppieren. Oder sie dienen als Abgrenzung von Außengastronomie zum Straßenverkehr – man denke die Münchner Schanigärten in Parkbuchten, die sich auch nach der Corona-Pandemie großer Beliebtheit in der warmen Jahreszeit erfreuen.
Auch triste Innenhöfe von Wohnanlagen werden durch die Pflanzenwand aufgewertet. Sie unterstützen den Trend zum Urban Gardening und machen aus einer Betonfläche mit Müllcontainern in kurzer Zeit eine gemütliche Gemeinschaftsfläche zum Plausch mit den Nachbarn.
Aber die Pflanzenwand ist nicht nur Pflanzenwand: An zwei angeschweißten Griffen können Fahrräder abgesperrt werden – zum Beispiel, um sich beim Bäcker mit frischem Kaffee und Gebäck zu versorgen. Und direkt danach lädt die montierte Sitzstange zum Verweilen ein, umgeben vom Surren von Bienen und umgarnt von den Düften der Pflanzen.
Natürlich bietet die Pflanzenwand auch bedruckbare Flächen: Ob Wegweiser, QR-Code zur Stadtwebsite oder das Logo eines Sponsors – sowohl die Basis aus Edelstahl als auch das auf dem Gitter aufgesetzte Metallschild lassen sich individuell bedrucken oder gravieren und bei Bedarf schnell austauschen. Sogar ein Bepflanzungs- und Pflegeplan – erstellt von den Profis aus dem Gartenbau-Lehrbetrieb des BBW – wird mitgeliefert. So braucht es nicht unbedingt die Stadtgärtnerei – ein Mitarbeiter mit grünem Daumen reicht für die Pflege der Bepflanzung vollkommen aus.
Die Metallbauwerkstatt des BBW München plant den Beginn der Serienproduktion der Pflanzenwand ab dem Frühjahr 2024. Bis dahin wird der bestehende Prototyp noch weiter verbessert, Bohrpläne und technische Zeichnungen angefertigt und Material beschafft. Auch an einem integrierten Bewässerungssystem tüfteln Ausbilder und Azubis noch. Selbstverständlich können auch individuelle Wünsche beim Material und der Gestaltung umgesetzt werden.
Erstaunlich, was aus einem herumstehenden Metallgitter entstehen kann, wenn unsere Metallbauer loslegen.